Eine Gefährdungsbeurteilung ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes / Arbeitsschutzgesetzes und dient dazu, mögliche Gefahren am Arbeitsplatz zu identifizieren und Maßnahmen zur Vermeidung oder Minimierung dieser Gefahren zu ergreifen. In diesem Blogartikel werden wir genauer auf das Thema der Gefährdungsbeurteilung eingehen. Deren Bedeutung und Durchführung erläutern sowie erste Tipps zur Umsetzung geben.

Es ist Thema welches sehr häufig verdrängt wird und mit dem sich das Unternehmen, die HR-Abteilung am liebsten gar nicht auseinandersetzen möchte. Doch die Beurteilung der Arbeitsplatzbedingungen und Gefährdungsfaktoren dient nicht nur dem Arbeitsschutz, sondern eröffnet auch die Möglichkeit die Gesundheit bei der Arbeit zum Aushängeschild zu machen. Doch fangen wir erstmal mit dem WAS an.

Was ist eine Gefährdungsbeurteilung?

Eine Gefährdungsbeurteilung ist eine systematische Analyse von Arbeitsbedingungen und -abläufen, um potenzielle Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu identifizieren. Ziel ist es, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu ergreifen. Die Gefährdungsbeurteilung ist gesetzlich vorgeschrieben und bildet die Grundlage für den Arbeitsschutz in Unternehmen.

Warum ist eine Gefährdungsbeurteilung wichtig?

Eine Gefährdungsbeurteilung ist wichtig, um die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Durch die Identifikation von potenziellen Gefahren können Unfälle und Erkrankungen vermieden werden. Zudem trägt eine Gefährdungsbeurteilung dazu bei, rechtliche Anforderungen im Bereich des Arbeitsschutzes zu erfüllen und Haftungsrisiken für Unternehmen zu minimieren. Darüber hinaus kann eine Gefährdungsbeurteilung auch dazu beitragen, die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und die Produktivität zu steigern.

Wie wird eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt?

Eine Gefährdungsbeurteilung sollte systematisch und regelmäßig durchgeführt werden. Zunächst müssen die verschiedenen Arbeitsbereiche und -tätigkeiten im Unternehmen identifiziert werden. Anschließend werden die potenziellen Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten ermittelt. Dazu können verschiedene Methoden wie Begehungen, Interviews oder die Auswertung von Unfallstatistiken herangezogen werden. Nach der Identifikation der Gefahren müssen Maßnahmen zur Vermeidung oder Minimierung dieser Gefahren entwickelt und umgesetzt werden. Die Wirksamkeit der Maßnahmen sollte regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Tipps zur Umsetzung einer Gefährdungsbeurteilung

Der Einstieg in die Gefährdungsbeurteilung – hier sollten folgende Punkte beachtet werden:

  1. Die Mitarbeiter sind Experten für ihre Arbeitsumgebung und können wertvolle Hinweise zur Identifikation von Gefahren geben. Sie können bei der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung unterstützen. 
  2. Mitarbeiter sollten regelmäßig über mögliche Gefährdungen informiert und für das Thema Sicherheit sensibilisiert werden. Am besten durch passende Schulungen. 
  3. Alle Schritte sollten sorgfältig dokumentiert werden, um die Nachvollziehbarkeit und Transparenz sicherzustellen
  4. Die Beurteilung sollte als dynamischer Prozess verstanden werden, der kontinuierlich überprüft und verbessert wird. Zudem sollte die Beurteilung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. 
  5. Eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder auch der Betriebsarzt kann den gesamten Beurteilungsprozess unterstützen. Sie haben Arbeitsstättenverordnung und den Gesundheitsschutz immer im Blick. 
  6. Sicheres und gesundes Arbeiten – mit den Erkenntnissen aus der Gefährdungsbeurteilung sollte die Belastung bei der Arbeit reduziert und mögliche Belastungsfaktoren reduziert werden. 

Was versteht man unter psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz?

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können vielfältige Ursachen haben. Angefangen von übermäßigem Arbeitsdruck und unklaren Arbeitsanweisungen bis hin zu zwischenmenschlichen Konflikten oder einem Mangel an Unterstützung seitens des Arbeitgebers. Diese Belastungen können nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter beeinträchtigen, sondern auch zu ernsthaften psychischen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen führen.

Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen bei im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung auch die psychische Gesundheit berücksichtigen. Dies erfordert eine gründliche Analyse der Arbeitsplatzbedingungen, der Arbeitsorganisation und der zwischenmenschlichen Beziehungen im Unternehmen. Nur durch eine umfassende Bewertung können potenzielle Risiken erkannt und geeignete Maßnahmen zur Prävention und zum Schutz der Mitarbeiter ergriffen werden.

Betrieblicher Arbeitsschutz umfasst daher nicht nur die physische Sicherheit am Arbeitsplatz oder den Umgang mit Gefahrenstoffen. Es ist auch der Schutz vor psychischen Herausforderungen. Indem Unternehmen sicherstellen, dass ihre Gefährdungsbeurteilung alle relevanten Aspekte der Bedingungen bei der Arbeit berücksichtigt, tragen sie dazu bei, eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter geschützt und unterstützt fühlen. Letztendlich profitieren nicht nur die Mitarbeiter von einem umfassenden Arbeitsschutz. Auch das Unternehmen selbst durch gesteigerte Produktivität, niedrigere Krankenstände und eine verbesserte Mitarbeiterzufriedenheit.

Fehltage steigen

In einer aktuellen Veröffentlichung präsentiert die KKH Kaufmännische Krankenkasse die neuesten Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2023. Diese aufschlussreichen Ergebnisse: Die Ausfallzeiten aufgrund psychischer Probleme sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um erstaunliche 85 Prozent angestiegen. Diese alarmierende Entwicklung verdeutlicht die Dringlichkeit eines Handelns seitens der Verantwortlichen. Die enormen Kosten von fast 45 Milliarden Euro jährlich, die psychische Erkrankungen verursachen stellen ein weiteres überzeugendes Argument für entschlossene Maßnahmen dar. Es ist bemerkenswert, dass nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen höhere Krankheitskosten verursachen, wobei auch diese zum Teil auf Stress zurückzuführen sind.

Es ist unbestreitbar, dass Faktoren wie Überstunden, ständige Unterbrechungen, hohe Arbeitsintensität, Konflikte und Zeitdruck die Gesundheit der Arbeitnehmer gefährden können. Diese Belastungen am Arbeitsplatz sind nicht nur ein ernsthaftes Risiko für die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter. Sie haben sondern auch direkte Auswirkungen auf die Produktivität und Effizienz der Arbeitsabläufe.

Es ist daher unerlässlich, dass Unternehmen und Verantwortliche verstärkt auf die Förderung der psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz achten. Dies erfordert nicht nur eine Sensibilisierung für die Problematik, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Prävention und Unterstützung der Mitarbeiter. Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Arbeitsorganisation, Kommunikation und Arbeitsbedingungen berücksichtigt, ist von entscheidender Bedeutung, um das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Belegschaft langfristig zu sichern.

Indem Unternehmen die Herausforderungen am Arbeitsplatz ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, tragen sie nicht nur zur Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei, sondern investieren auch in eine nachhaltige und erfolgreiche Arbeitskultur.

Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Risikobewertung ist ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsschutzes. Ihr Ziel ist es, potenzielle Gefahren am Arbeitsplatz zu identifizieren und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Eine methodische Analyse der Arbeitsumgebung trägt dazu bei, Unfälle und Erkrankungen zu vermeiden und die Gesundheit sowie die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. Unternehmen sind verpflichtet, Risikobewertungen ernsthaft durchzuführen. Diese sollten regelmäßig aktualisiert werden, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Es ist essentiell, die Risikobewertung als einen kontinuierlichen Prozess zu verstehen, der sich an verändernde Arbeitsbedingungen anpasst. Kontinuierliche Überwachung und Anpassung ermöglichen es, neue Risiken rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Die aktive Einbindung der Belegschaft ist dabei von großer Bedeutung. Sie verfügt oft über spezifisches Wissen in ihren Tätigkeitsfeldern verfügen, das zur Risikoerkennung beitragen kann. Außerdem ist eine akribische Dokumentation der Risikobewertungen für den Nachweis und die Transparenz entscheidend. Dies gewährleistet den langfristigen Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter und minimiert Haftungsrisiken.